Sage aus Siegenhofen


"Der Schwedenschuß" von J. Breibeck

D er schönste Frühlingsmorgen lacht
Aufs traute Tal hernieder.
Rings Sonnenschein und Blütenduft
Und hohe Lerchenlieder.
Doch nirgends naht sich ein Gespann,
Die Äcker anzubauen.
Auf all dem Frühlingsprangen liegt
Ein düstres, banges Grauen.
D er böse Schwede haust im Land.
Die wilden Kriegerhorden
Durchzieh'n den Nordgau auf und ab
Mit Sengen und mit Morden.-
Still fließt die Vils und strahlt zurück
Den blauen Himmelsbogen,
Da brechen plötzlich in das Tal
Wie Hochflut wilde Wogen.
M it Roßgwieh'r und Waffenklang
Herstürmen Reitersleute
Verrohte Mine und im Blick
Die Gier nach Blut und Beute.
Und Burg an Burg und Dorf an Dorf
Loh'n auf in hellen Flammen.
Was Arbeit mühsam aufgebaut,
Es bricht in Schutt zusammen.
B ei Siegenhofen hält der Zug
Nach Beut rasch zu suchen,
Doch jedes Haus ist still und leer.
Enttäuscht drob und fluchen.
Das Kirchlein seitwärts an dem Hang
Liegt noch in tiefem Frieden.
Nach ihm steht nun der Feinde Gier
Und ihr ergrimmtes Wüten.
M ariens zart geschnitztes Bild
Blickt sanft dem Troß entgegen:
" Was stört ihr meines Sohnes Haus!
Habt ihr kein menschlich Regen?"
Ihr liebevoller Himmelsblick
Bannt nicht die rauhe Rotte.
Halbtrunken schreit der Feldkornett
Mit grimmen Hohn und Spotte.
" P apistenbraut! Wir kommen nicht
zum Beten und Büsen,
Wir wollen dich nach Schwedenart
Mit Knall und Rauch begrüßen!"
Er ruft's, schlägt die Pistole an
Und ziehlt aufs Herz der Holden.
Und mit Gebrüll die Reiter all'
Dem Frevler Beifall zollen.
E s kracht der Schuß! Ein wilder Schrei!
Das Lachen lähmt der Schrecken.
Die Kugel prallte ab vom Bild
Und fand das Herz des Kecken.
Entsetzt entfloh die Reiterschar.
Still ward's im Kirchlein wieder.
E rnst, traurig blickt Marias Bild
Seitdem aufs Volk hernieder.

P.S.   Die Stelle, wo die Kugel an der
Statue aufschlug, ist deutlich erkennbar.
Aus "Die Oberpalz" 1916.

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